Anfang 2020 wusste ich überhaupt nicht, dass es sowas wie „Freie Redner“ oder „Trauredner“ gibt, geschweige denn, dass das richtige Berufe sind. Die Hochzeitsbranche hat mich zwar irgendwie schon immer begeistert („Zwischen Tüll und Tränen“ habe ich gesuchtet und Verlobungsvideos auf Instagram haben mir immer ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert), aber eigentlich war das alles noch ziemlich weit entfernt von meiner eigenen Lebensrealität.
Doch dann änderte sich alles…
Okay, okay, ganz so dramatisch müssen wir es nicht machen. Kurzum: Ich habe schon immer gern geschrieben und vor Menschen gesprochen. Poetry Slams, Theateraufführungen, Moderation – das gehörte einfach zu meinem Alltag. Und das wussten auch alle, die mich ein wenig besser kennen. So auch einer meiner besten Freunde.
Eines Tages bekam ich eine Nachricht von ihm: „Hey. Ich frage einfach Mal ganz direkt: Könntest du dir vorstellen, unsere Traurede zu halten?“

Einige Wochen zuvor hatten sich Felix und Jana verlobt. Ich kenne ihn schon seitdem ich ein Jahr alt bin, er gehört also schon immer zu meinem Leben. Die Möglichkeit, nicht nur bei seiner Hochzeit dabei, sondern sogar aktiv Teil davon zu sein, hat mich gerührt. Kurzerhand sagte ich zu.
Eine Rede halten trauen sich vielleicht einige Leute noch zu. Für mich war das auch noch nie ein Problem. Aber eine individuelle Rede über eine Beziehung, über die Liebe, über einen meiner besten Freunde? Gar nicht so einfach. Hilfe musste her. Da ich dieses ganze Hochzeitsuniversum sowieso total faszinierend fand, wusste ich: Das könnte auch ein Beruf für mich sein. Und so entschied ich mich, eine Ausbildung bei „Freie Redner“ zu machen.
Tja, die Ausbildung verging, es gefiel mir immer mehr, die Hochzeit war ein voller Erfolg – und jetzt stehe ich hier. Am Anfang eines neuen Weges, auf den mich unglaublich freue.
Ihr wisst jetzt, wie ich überhaupt zur Idee gekommen bin. Aber was genau gefällt mir eigentlich so sehr an diesem Beruf? Darauf habe ich zwei Antworten:
1. Hochzeiten sind ganz allgemein einfach wunderschön.
2. Hauptberuflich bin ich Journalistin. Und wer schonmal einen Blick in die Zeitung geworfen hat, weiß, dass das nicht immer ein positiver Job ist. Es passiert viel Schlimmes auf der Welt und wenn ich ehrlich bin, möchte ich meine Zeit gerne mit etwas verbringen, das mich und andere glücklich macht. Und was macht glücklicher als die Liebe – und das Feiern dieser? Hochzeiten sind für viele Menschen sehr wichtige und schöne Tage in ihrem Leben. Das bedeutet zwar einerseits, dass ich als Traurednerin eine hohe Verantwortung trage, aber andererseits auch, dass ich wunderschöne Erinnerungen mitgestalten kann. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als jemandem an diesem Tag – und möglicherweise noch Jahre später – ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.